Nürnberg (dpa) - Im Abwärtssog der Rezession droht Deutschland nach
Experteneinschätzung nun auch eine Jobkrise. So werde erstmals seit Jahren
der nach dem Winter übliche Frühjahrsaufschwung ausbleiben.Bild
vergrößernDas berichteten Volkswirte deutscher Großbanken und
Konjunkturforscher am Mittwoch in einer Umfrage der Deutschen Presse-
Agentur dpa. Darauf deute die überdurchschnittlich schlechte Entwicklung im
März hin. «Der Trend der Vormonate setzt sich weiter fort. Hinzu kommt das
aktuell schlechte Wetter», stellte der Arbeitsmarkt-Experte des ifo
Instituts, Steffen Henzel, fest.Für den März rechnen die
Arbeitsmarktexperten mit einer Stagnation der Arbeitslosigkeit auf dem
Vormonats-Niveau von rund 3,55 Millionen. In den vergangenen drei Jahren
war die Arbeitslosigkeit im März im Schnitt um rund 100 000 gesunken. Das
Ausbleiben des Frühjahrsaufschwungs bringt dem Arbeitsmarkt zugleich eine
Trendumkehr: Erstmals seit mehr als drei Jahren werde die Zahl der
Arbeitslosen über dem entsprechenden Vorjahresniveau liegen - und zwar um
rund 40 000.Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA)
am kommenden Dienstag (31. März) bekanntgeben. Zuvor will die Nürnberger
Bundesbehörde in einem Informationsgespräch über das Instrument der
Kurzarbeit informieren. Die Nachfrage nach Kurzarbeit war in den
vergangenen drei Monaten stark angestiegen. Allein im Februar hatten
Unternehmen für mehr als 600 000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld
beantragt.Nach Einschätzung der Arbeitsmarkt-Experten dämpft die Kurzarbeit
derzeit noch die Jobkrise. Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld geht
davon aus, dass bis Ende Mai wahrscheinlich rund eine Million Männer und
Frauen kurzarbeiten werden. «Dadurch wird die Arbeitsmarktstatistik
natürlich erheblich entlastet», unterstrich er. Da die Arbeitszeit der
Betroffenen nach BA-Erkenntnissen im Schnitt um 40 Prozent verringert ist,
wären ohne Kurzarbeit rund 300 000 bis 400 000 mehr Menschen arbeitslos.
«Das wird allerdings nur bis Mitte des Jahres tragen. Dann wirken sich die
Einbrüche bei den Investitionen aus.»Unterschiedlich fallen hingegen die
mittelfristigen Prognosen der Bankenvolkswirte aus. So rechnet
Allianz-Experte Rolf Schneider bereits in der zweiten Jahreshälfte 2009 mit
ersten Anzeichen einer Konjunkturerholung. Damit würde der Anstieg der
Arbeitslosigkeit abgebremst. Statt rund 4 Millionen könnte die Zahl der
Erwerbslosen am Jahresende lediglich auf 3,7 Millionen steigen. Dagegen
erwartet Commerzbank-Volkswirt Tuchtfeld, «dass sich die Konjunktur erst in
der zweiten Jahreshälfte wirklich fängt». Entsprechend werde sich die Lage
auf dem Arbeitsmarkt erst zur Jahreswende 2010/2011 verbessern.Im Februar
war die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland aufgrund der flauen Konjunktur
und der kalten Witterung um 63 000 auf 3 552 000 gestiegen. Das waren nur
noch 66 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,2
Punkte auf 8,5 Prozent zu. Vor einem Jahr hatte sie bei 8,6 Prozent
gelegen. Die saisonbereinigte Erwerbslosenzahl nahm im Februar um 40 000
auf 3,311 Millionen zu. Im Westen erhöhte sich die Arbeitslosenzahl um
41 000 auf 2 348 000, im Osten um 22 000 auf 1 204 000. Die
Arbeitslosenquote lag im Westen bei 7,0 Prozent, im Osten bei 14,1 Prozent.
Saturday, March 28, 2009
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